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Im Jahr 2045 soll Deutschland klimaneutral sein. Dies bedeutet – mit Blick auf ein klimaneutrales Energiesystem der Zukunft – die Erzeugung, den Import, den Transport, die Verteilung und den Vertrieb von Gasen zu transformieren. Die Transformation von Gasen fossilen Ursprungs hin zu erneuerbaren und dekarbonisierten – und dann auch klimaneutralen – Gasen ist zwingend notwendig. Ohne klimaneutral erzeugte gasförmige Energieträger wie Wasserstoff und Biogas ist Klimaneutralität nicht erreichbar. Auf dieser Seite erfahren Sie mehr darüber, welche Gase gemeint sind, ihre Rolle auf dem Weg zur Klimaneutralität und ihre Einsatzmöglichkeiten im Gewerbe.
Die EU-Staaten haben das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen und damit ihren Verpflichtungen im Rahmen des Übereinkommens von Paris 2015 nachzukommen. Das bedeutet: Bis 2050 soll die europäische Wirtschaft nahezu klimaneutral sein, um die Erderwärmung zu begrenzen. Dabei soll insbesondere der Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) verringert werden. Deutschland hat sich dabei ein noch ambitionierteres Ziel gesteckt: Basierend auf dem Klimaschutzgesetz sollen die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990 sinken und Treibhausgasneutralität sogar bis 2045 erreicht werden.
Auf dem Weg Richtung Klimaneutralität nehmen erneuerbare und dekarbonisierte Gase eine unverzichtbare Rolle ein, z.B. bei der Absicherung der Strom- und Wärmeversorgung. Erneuerbare und dekarbonisierte Gase sind Gase, bei deren Produktion und Verbrennung keine zusätzlichen Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen bzw. nicht mehr in die Atmosphäre gelangen als vorher aufgenommen wurden. Sie sind demnach nahezu CO2-neutral und tragen somit nicht zum Treibhauseffekt und zur Erderwärmung bei. In diesem Kontext verwenden manche Quellen auch den Begriff „klimaneutrale Gase“.
Der Weg zur Klimaneutralität 2045 ist herausfordernd. Doch neben den politischen Zielsetzungen und Maßnahmen auf allen Ebenen ist es die rasante technologische Entwicklung der letzten Jahre, die Anlass zur Hoffnung auf eine erfolgreiche Energiewende gibt. Wasserstofftechnologien werden gegenwärtig weltweit in großer Geschwindigkeit entwickelt und zur Marktreife gebracht. In Verbindung mit dem beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung kann sich auf diese Weise global und national eine neue und zunehmend klimaneutrale Gaswirtschaft herausbilden. Im Zentrum dieser Innovationen stehen der grüne Wasserstoff, Biogas und Biomethan.
Zu den erneuerbaren und dekarbonisierten Gasen – umgangssprachlich auch als „Öko-Gase“ bezeichnet – zählen Biogas, Biomethan und auf bestimmte Arten produzierter Wasserstoff. Biogas entsteht durch die Vergärung von organischen Materialien wie Pflanzenresten, Bioabfällen oder Gülle. Biomethan ist auf Erdgas-Qualität aufbereitetes Biogas. Es entsteht, indem Biogas getrocknet, entschwefelt und das enthaltene CO2 abgeschieden wird.
Für die Produktion von Wasserstoff kommen verschiedene Verfahren in Frage: Grüner Wasserstoff wird mithilfe von Strom aus erneuerbaren Energien im Elektrolyseverfahren gewonnen. Im industriellen Maßstab wird Wasserstoff zurzeit überwiegend durch das Verfahren der Reformierung aus Erdgas erzeugt, wobei Kohlenstoffdioxid entsteht. Wenn das CO2 nach der Wasserstoffherstellung in geologischen Lagerstätten gespeichert (Carbon Capture and Storage, CCS) oder weiterverwendet wird (Carbon Capture and Utilization, CCU), spricht man von blauem Wasserstoff. Dieser ist bilanziell klimaneutral, wenn kein CO2 in die Atmosphäre gelangt. Türkiser Wasserstoff entsteht, wenn Methan (CH4) thermisch gespalten wird: Wasserstoff und fester Kohlenstoff entstehen. Letzterer kann anschließend zum Beispiel in der Bau- oder Werkstoffindustrie verwendet werden.
Die Erderwärmung zu begrenzen, ist eine der größten Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte. Um den Ausstoß von Treibhausgasen zeitnah, nachhaltig und in großem Maßstab zu senken, sind fundamentale Veränderungen in der Energielandschaft notwendig. Deutschland hat sich im Zuge der Energiewende einen ambitionierten Wechsel der Energieträger vorgenommen. Dazu zählt nicht nur der Ausstieg aus Kernkraft und Kohle, sondern auch der Übergang von klassischem fossilem Erdgas hin zu klimaneutralen gasförmigen Energieträgern wie Biogas, Biomethan und Wasserstoff. In diesem Ansatz stecken große CO2-Reduktionspotenziale, die vergleichsweise schnell und kostengünstig ausgeschöpft werden können. Denn eines ist unumstritten: Die Nutzung von fossilem, nicht dekarbonisiertem Erdgas wird bis 2045 bedeutungslos werden. In Zukunft werden erneuerbare und dekarbonisierte Gase als Partner von erneuerbarem Strom eine zentrale Funktion in unserem Energiesystem einnehmen.
Jederzeit und schnell verfügbar, vielseitig einsetzbar und ressourcenschonend in der Herstellung: Biogas und Biomethan sind wichtige Baustein der Energieversorgung von heute und morgen. Biogas entsteht bei der Vergärung von nachhaltig und gewässerverträglich angebauten Pflanzen, tierischen Exkrementen (Gülle, Mist) und kommunalen und industriellen Abfall- und Reststoffen wie z. B. Speiseresten. Biogas kann direkt in Blockheizkraftwerken (BHKW) zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt oder zu Biomethan aufbereitet werden. Bei der Verbrennung von Biogas wird Kohlenstoffdioxid freigesetzt, das zuvor von den Pflanzen während ihres Wachstums aufgenommen wurde. Der so in Gang gesetzte Prozess ist Grund dafür, dass kein zusätzliches CO2 in die Atmosphäre gelangt.
Biomethan ist auf Erdgasqualität aufbereitetes Biogas, das in das Erdgasnetz eingespeist werden kann, um Heiz- oder Prozesswärme zu erzeugen oder grünen Strom zu produzieren. Als Kunde können Sie Tarife mit einer Beimischung von Biomethan wählen, neben 100 Prozent stehen zum Beispiel auch Tarife mit 10 oder 20 Prozent zur Verfügung. Die derzeit in Betrieb befindlichen Heizungssysteme können Biomethan problemlos verwerten, da es dieselben chemischen und brenntechnischen Eigenschaften wie fossiles Erdgas aufweist.
Derzeit stellen in Deutschland etwa 9.600 Biogas-Blockheizkraftwerke eine elektrische Leistung von mehr als 5.600 Megawatt bereit und erzeugen 32 Terawattstunden (TWH) Strom (2022). Sie liefern damit Strom für mehr als neun Millionen Haushalte und decken rund 5,4 Prozent des deutschen Stromverbrauchs ab. Hinzu kommt die erzeugte Wärme und Kälte aus Biogasanlagen in Höhe von rund 17 Terawattstunden, die überwiegend vor Ort in Haushalten, Gewerbe oder Industrie verbraucht wird.
Die Bundesregierung hat sich für die Energiewende ehrgeizige Ziele gesetzt. Ohne den bedeutsamen Beitrag der Energieträger Biogas und Biomethan sind diese – auch mit Blick auf Klimaschutz und Versorgungssicherheit – kaum zu erreichen. Im Jahr 2022 wurden etwa 84 Prozent der Erneuerbaren Energie aus Biomasse erzeugt. Allein aus Biogas werden 12,2 Prozent des erneuerbaren Stroms und fast zehn Prozent der erneuerbaren Wärme und Kälte bereitgestellt. Hinzu kommt die Nutzung von Biomethan im Strom- und Verkehrssektor.
Wer sich an die Knallgasprobe in der Schule erinnert, der hat vermutlich auch noch die wesentlichen Eigenschaften von Wasserstoff im Kopf: Geruchlos, farblos und im Periodensystem links oben auf der Position 1 angesiedelt. Da sehr viel Energie in ihm steckt, gilt Wasserstoff als Hoffnungsträger für eine klimafreundliche Zukunft. Eine Herausforderung dabei: Auf der Erde kommt Wasserstoff in der Regel nur in gebundener Form vor – meist in Form von handelsüblichem Wasser (H2O). Um reinen Wasserstoff zu erhalten, muss dieser aus bestehenden Verbindungen – wie H2O – getrennt werden. Dazu wird Energie benötigt und in diesem Zusammenhang kommen nun die Farben ins Spiel: Sie bezeichnen die unterschiedlichen Arten der Wasserstofferzeugung. Bei einigen Produktionsverfahren entsteht CO2, andere Herstellungswege verwenden Energie aus erneuerbaren Quellen und erzeugen damit nahezu klimaneutralen Wasserstoff.
Grauer Wasserstoff wird über das Verfahren der sog. Dampfreformierung aus fossilem Erdgas hergestellt. Dabei entstehen rund 10 Tonnen CO2 pro Tonne Wasserstoff. Das CO2 wird in die Atmosphäre abgegeben. Ziel ist es, grauen Wasserstoff perspektivisch durch grünen zu ersetzen.
Blauer Wasserstoff entsteht – wie grauer Wasserstoff – durch Dampfreformierung. Bei diesem Prozess wird das CO2 jedoch abgeschieden und unterirdisch gespeichert. Das entstandene CO2 gelangt somit nicht in die Erdatmosphäre. Dieses Verfahren wird als „Carbon Capture and Storage (CCS)“ bezeichnet. Das CO2 kann auch für bestimmte industrielle Prozesse, z. B. in der Chemieindustrie, weiterverwendet werden. Dies wird „Carbon Capture and Utilization“ (CCU)“ genannt. Im Rahmen von beiden Arten der CO2-Verwendung ist blauer Wasserstoff bilanziell klimaneutral, wenn das CO2 nicht in die Atmosphäre gelangt.
Grüner Wasserstoff wird durch die Elektrolyse – die Spaltung von Wasser – in seine Bestandteile Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2) hergestellt. Dafür wird Strom aus erneuerbaren Energiequellen verwendet. Grüner Wasserstoff ist deshalb in der Herstellung und im Verbrauch nahezu CO2-frei. Zudem kann Wasserstoff generell auch zu synthetischem Erdgas aufbereitet werden. Das heißt: Er weist dieselben chemischen und brenntechnischen Eigenschaften wie fossiles Erdgas auf und kann überall verwendet werden, wo heute noch Erdgas genutzt wird. Das Produkt ist dann klimaneutral, da nur so viel CO2 bei der Verbrennung freigesetzt wird wie vorher gebunden wurde.
Türkiser Wasserstoff wird über die thermische Spaltung von Methan hergestellt. Dieses Verfahren wird als Methanpyrolyse oder -plasmalyse bezeichnet. Anstelle von CO2 entsteht dabei fester Kohlenstoff, der nicht in die Atmosphäre entweicht. Das Methanpyrolyse-Verfahren wird von zahlreichen Experten als vielversprechend bewertet, ist derzeit jedoch noch nicht marktreif.
Ausgezeichnet mit dem Innovationspreis Gas 2020: Die effiziente Anlagenkombination aus Plasmalyseanlage, Wasserstoff-Gas-Brennwert und Photovoltaik.
Die Energieversorgung durch Erneuerbare Energien ist gerade für Nichtwohngebäude im urbanen Umfeld aufgrund der volatilen Verfügbarkeit, der Speicherproblematik und der Investitionskosten schwer realisierbar. Die Dekarbonisierung von Erdgas bietet einen komplett neuen Ansatz. Das Mercure Hotel MOA Berlin verwöhnt seine Gäste mit einer ganz besonderen Wärme: Denn die Herstellung dieser Wärme entzieht der Atmosphäre sogar CO2. Möglich wird dies durch eine neuartige Anlagenkombination bestehend aus Methanplasmalyse, Wasserstoff-Gas-Brennwertkesseln und Photovoltaik unter Verwendung von erneuerbarem Biomethan.
Wird der Wasserstoff aus Biomethan gewonnen und wie beim Hotel MOA Berlin und in einem Blockheizkraftwerk oder einer Brennstoffzelle zur Wärmeerzeugung verwendet, entsteht eine CO2-Senke. Die Energiegewinnung vom MOA Berlin soll der Atmosphäre so jährlich 1.700 Tonnen Kohlenstoffdioxid entnehmen.
Die Graforce GmbH hat die Anlagenkombination, bestehend aus der Plasmalyseanlage, Wasserstoff-Gas-Brennwertkesseln und Photovoltaik für das Mercure Hotel MOA Berlin entwickelt und wurde dafür in der Kategorie „Effiziente Energiekonzepte“ mit dem Innovationspreis der deutschen Gaswirtschaft 2020 ausgezeichnet
Die Power-to-Gas-Technologie bietet die Möglichkeit, Strom aus erneuerbaren Energien durch die Umwandlung in Gas in die Gasinfrastruktur einzuspeisen oder direkt zu nutzen. So lässt sich der Strom speichern, verteilen und für verschiedene Energienutzungsbereiche zur Verfügung stellen. Die Technologie ist also das verbindende Element zwischen Strom- und Gas-Infrastruktur. Aufgrund seiner vielfältigen spartenübergreifenden Einsatzmöglichkeiten und der verschiedenen zum Einsatz kommenden Technologien wird das Power-to-Gas-Verfahren als Systemlösung bezeichnet.
Die Effizienz der Power-to-Gas-Technologie hat sich stetig verbessert. Gerade bei den Elektrolysetechnologien ist in Zukunft ein steigender Wirkungsgrad zu erwarten. In der Praxis kann schon heute bei Elektrolyse, anschließender Methanisierung und der integrierten Nutzung von Abwärme und CO2 ein Wirkungsgrad von 95 Prozent erreicht werden, in der Praxis liegt dieser aktuell bei 60 bis 80 Prozent. So kann die Dekarbonisierung beschleunigt und grüner Wasserstoff schnell marktfähig gemacht werden. Der erneuerbar produzierte Wasserstoff ermöglicht die Substitution von Wasserstoff aus fossilen Einsatzstoffen und kann z. B. in Kraftstoffraffinerien, in der chemischen Industrie, aber auch in Stahlwerken (zur Direktreduktion) eingesetzt werden. Ebenso kann erneuerbar erzeugtes Methan fossiles Erdgas in Industrieprozessen ersetzen.
Weiterer Vorteil der Power-to-Gas-Technologie: In windreichen Zeiten erzeugter, aber nicht abgenommener Strom kann in andere Sektoren übertragen werden. Damit schafft Power-to-Gas die Verbindung zwischen den Anwendungsbereichen und wird zu einer Schlüsseltechnologie der Sektorkopplung: In der Industrie, als Kraftstoff für Busse, LKW oder Pkw, zum Heizen oder wiederum zur Stromerzeugung ist der grüne Wasserstoff ebenso geeignet wie synthetisches Erdgas. Das bringt die Dekarbonisierung voran: Gerade der Verkehrs- und der Wärmebereich werden durch die klimaneutralen Gase ebenfalls grüner, der CO2-Ausstoß sinkt. Power-to-Gas sorgt zudem für Flexibilität im System und für Versorgungssicherheit, weil die Abhängigkeit von der fluktuierenden Einspeisung der Erneuerbaren Energien abgepuffert werden kann. Windräder müssen also nicht mehr abgeregelt werden, die Stromnetze werden gleichzeitig entlastet.
Die Power-to-Gas-Technologie hat in Deutschland längst die Abteilungen für Forschung und Entwicklung verlassen: Bereits 2011 startete das erste Pilotprojekt. Mittlerweile listet die „Deutschlandkarte Wasserstoff und Biogas“ des BDEW mehr als 100 kleinere und größere Power-to-Gas-Anlagen bundesweit auf. Zukunftsszenarien und -studien skizzieren, dass diese Zahl weiter ansteigt und voraussichtlich ab 2030 Wasserstoff und synthetisches Erdgas in signifikanter Menge erzeugt wird.
Kleines Molekül mit großem Potenzial: die wichtigsten Fakten zu Wasserstoff
Erneuerbaren Strom speicherbar machen und als Gas nutzen
Wasserstoff ist das häufigste chemische Element auf der Erde. In unserem Sonnensystem besteht 75 Prozent der gesamten Masse aus Wasserstoff, im gesamten Weltall wird sogar ein noch höherer Anteil vermutet. Sämtliche lebende Organismen und beinahe alle organischen Verbindungen bestehen zum Teil aus Wasser, der Verbindung von Wasser- und Sauerstoff.
Wasserstoff kann Energie speichern und wieder freigeben, ohne dabei CO2 auszustoßen. Insbesondere wenn die gespeicherte Energie erneuerbar ist, werden so klimaschädliche Emissionen vermieden. Chemisch enthält eine Tonne Wasserstoff eine Energiemenge von 33 Megawattstunden (MWh). Das entspricht dem durchschnittlichen jährlichen Stromverbrauch von 11 Drei-Personen-Haushalten in einem Mehrfamilienhaus. Wasserstoff kann entweder direkt genutzt werden, z.B. in Industrieprozessen oder im Wärmemarkt.
Ein erfolgreicher Wasserstoffhochlauf ist entscheidend für die Transformation des Energiesystems und für die Transformation industrieller Prozesse. Denn rund 1,8 Mio. industrielle und gewerbliche Kunden und zudem fast jeder zweite Haushalt in Deutschland sind an das Gasverteilnetz angeschlossen. Es muss deshalb in die künftige Wasserstoffwirtschaft eingebunden werden, um den Industriestandort Deutschland klimaneutral und zukunftsfest zu machen.
Wasserstoff kann auf zwei Arten zum Endverbraucher gelangen: in Reinform oder als Beimischung zum derzeit noch fossilen Erdgas. Die Beimischung wird in zahlreichen Modellprojekten in der Praxis erprobt – mit vielversprechenden Ergebnissen. Bereits heute ist eine Wasserstoffbeimischung von 20 Volumenprozent zulässig – mit geringem Anpassungsaufwand für Netzbetreiber und Endkunde.
Die Betreiber der Transportleitungen haben ein reines Wasserstoffnetz geplant. Das sogenannte „H2-Kernnetz“ wird voraussichtlich zu 75 Prozent aus umgewidmeten Erdgasleitungen bestehen. Zudem haben auch die Verteilnetzbetreiber wegweisende Pläne für die Umstellung vorgelegt und zeigen, wie das Zusammenspiel von überregionaler H2-Versorgung durch das Kernnetz und dezentraler H2-Erzeugung in einzelnen Verteilnetzgebieten vor Ort zu einer erfolgreichen Dekarbonisierung der Gasversorgung führen wird.
Wie die Umstellung des Gasnetzes gelingen wird
Welche Phasen für die Entwicklung eines eingeschwungenen Wasserstoffmarktes durchlaufen werden müssen, lesen Sie in unserem Diskussionspapier.
Im Zuge der Elektrifizierung und weiteren Effizienzgewinnen werden zahlreiche Prozesse und Anwendungen in allen Sektoren künftig energetisch optimiert. Daher ist davon auszugehen, dass in diesen Bereichen zukünftig geringere Gasmengen genutzt werden. Allerdings existieren weiterhin verschiedene Anwendungsbereiche, in denen die Nutzung von Wasserstoff und Biomethan als zusätzliche Lösungsoption eine robuste Transformation hin zur Klimaneutralität absichern kann und muss. Angesichts der hohen Innovations- und Transformationsdynamik besteht an vielen Stellen zwar noch keine Gewissheit darüber, welche Energieträger in welchen Anwendungen wann und in welcher Menge eingesetzt werden. Durch die bessere und auch langfristigere Speicherbarkeit von gasförmigen Energieträgern und die großen Energiemengen, die durch die Gasinfrastruktur transportiert werden können, werden gasförmige Energieträger auch zukünftig von großer Bedeutung sein.
Mehr als die Hälfe des deutschen Energieverbrauchs – rund 1.460 Terawattstunden (2021) – fließen in die Wärme- bzw. Kälteerzeugung, d. h. die Energie wird fürs Heizen oder für bestimmte Industrieprozesse benötigt. Entsprechend hoch ist das Einsparpotenzial in diesem Sektor. Die Wärmeversorgung in Deutschland basiert derzeit noch zu einem großen Teil auf Erdgas. Die steigende Verfügbarkeit und der Einsatz klimaneutraler Gase perspektivisch eine kontinuierliche Verringerung der CO2-Emissionen im Wärmesektor ermöglichen. In den kommenden Jahren wird dazu immer mehr grüner Wasserstoff aus Deutschland, Europa und weiteren Regionen der Welt zu sinkenden Kosten verfügbar werden. Europaweit sollen zudem erneuerbare Energien beschleunigt ausgebaut und Elektrolyseure zur Erzeugung von grünem Wasserstoff in immer größeren Leistungsklassen errichtet werden. Darüber hinaus können auch erhebliche zusätzliche Mengenpotenziale von Biogas und Biomethan zeitnah aktiviert werden.
Der Umstieg auf eine Wärmeversorgung mit erneuerbaren und dekarbonisierten Gasen wird sich sowohl für das Gewerbe als auch für viele Haushalte eine praxistaugliche Option. Auch bei der Erzeugung von Prozesswärme im Hochtemperaturbereich können Biomethan und Wasserstoff einen wichtigen Beitrag leisten.
Viele Unternehmen aus Industrie und Gewerbe betreiben zudem, insbesondere für die Strom- und Wärmeerzeugung, eigene Kraft-Wärme-Kopplungs-(KWK)-Anlagen. Die Hälfte der industriellen Stromerzeugung fußt gegenwärtig noch auf Erdgas. Auch hier kann eine Verwendung von Wasserstoff sinnvoll sein, um die Energieversorgung des Standorts abzusichern. Schon heute werden diese Anlagen vermehrt H2-Ready und als flexible Spitzenlastkraftwerke ausgelegt. Ein direkter Austausch von Erdgas zu Wasserstoff ist mit Anpassungen technisch möglich.
Die Verbrennung von Erdgas (CNG und LNG) als gasförmiger Energieträger verursacht weniger Emissionen im Vergleich zu flüssigen Kraftstoffen: Erdgasfahrzeuge haben einen um rund 25 Prozent geringeren CO2-Ausstoß als ein Benziner. Mit der Nutzung von regenerativ erzeugtem Biogas lassen sich die CO2-Emissionen sogar um bis zu 97 Prozent verringern. Im Vergleich zu einem Dieselfahrzeug entstehen 95 Prozent weniger Stickoxide.
Diese gute Bilanz wird sich noch weiter verbessern: Bereits heute wird dem Kraftstoff Erdgas ein wachsender Anteil von erneuerbarem Biogas beigemischt. An fast allen CNG-Zapfsäulen kann bereits heute reines Biogas und damit ein zu 100 Prozent erneuerbarer Kraftstoff getankt werden. Auch im Schwerlast- und Schifffahrtsverkehr sorgt Erdgas für eine deutlich bessere Klimabilanz: LNG, verflüssigtes Erdgas, reduziert auch den Stickoxid- und Feinstaubaustoß gegenüber Diesel und Schweröl.
Auch Wasserstoff wird in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle für die Mobilität der Zukunft spielen. Im Vergleich zur Diesel-, Benzin- oder Kerosinverbrennung werden beim Antrieb von Autos, Bussen, Lkw, Flugzeugen und Schiffen mit Wasserstoff lokal keine Emissionen freigesetzt. Anstelle fossiler Kraftstoffe tanken die Verkehrsmittel reinen Wasserstoff. Dieser wird mithilfe einer Brennstoffzelle in Strom umgewandelt, der wiederum einen Elektromotor antreibt. Ein Wasserstoffauto ist daher – ähnlich wie ein Elektrofahrzeug – ohne nennenswerte Motorengeräusche und zudem abgasfrei unterwegs. Denn aus dem Auspuff wird nur Wasserdampf ausgestoßen. Deutschlandweit gibt es bereits circa 90 Wasserstofftankstellen.
Bereits heute leisten Gase einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Auf dem Weg zur Klimaneutralität in Deutschland wird der Anteil von erneuerbaren und dekarbonisierten Gasen in den nächsten Jahren deutlich und rapide zunehmen. Denn mit der bereits bestehenden Gasinfrastruktur können Gase wie Biomethan und Wasserstoff von A nach B transportiert und flächendeckend lokal vor Ort genutzt werden. Die Beimischung von Wasserstoff ist bis zu gewissen Mengen bereits heute für Netze und Geräte realisierbar und findet bereits in einigen Modellregionen Anwendung.
Bei der Verbrennung entsteht kein CO2, sondern nur Wasser. Voraussetzung ist der Einsatz von Erneuerbaren Energien bei der H2-Produktion.
Er bietet in vielen Bereichen realistische Dekarbonisierungsoptionen.
Der Transport kann über das mehr als 550.000 km lange, bestehende Gasleitungsnetz erfolgen.
Auch wenn die Sonne nicht scheint und kein Wind weht, steht Wasserstoff zur Verfügung.
Weltweit werden immer mehr Elektrolyseure gebaut. Die damit einhergehenden Skalierungseffekte können zu einem wachsenden Angebot und reduzierten Produktionskosten von Wasserstoff führen.
Im Rahmen des „Fit-for-55“-Pakets der Europäischen Kommission werden zahlreiche Fördergelder zur Unterstützung des H2-Hochlaufs bereitgestellt.
Alles über die Umstellung von L-Gas auf H-Gas und die betroffenen Gebiete
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